Projektort: Maroua in der Region Äußerster Norden Kameruns
Beginn der Bauarbeiten: April 2020
Lokaler Partner in Kamerun: ALDEPA (Action Locale Pour un Développement Participatif et Autogéré)
Zum Projekttitel:
Der Projekttitel verdeutlicht den Einsatz von ALDEPA (= agir), der dazu führt, dass Kinder, die in Notsituationen geraten sind und zum Teil Traumatisches erlebt haben, wieder lächeln können (= sourire).
In Maroua soll ein Kinderschutzzentrum entstehen, das ALDEPA in seiner täglichen Arbeit mit Kindern in Not zur Seite steht. Die Kinder erhalten im Zentrum vorrübergehend Schutz, Begleitung und Förderung, bis eine Möglichkeit für ihre familiäre und soziale Wiedereingliederung gefunden ist.
Moussa, 12, die Eltern zerstritten, auf der Straße gelandet, Essen geklaut, von der Polizei gestellt.
Amina, 9, von Boko Haram entführt, nach sechs Monaten geflohen.
Dennis, 11, kein Geld für die Schule, bei der Feldarbeit ausgebeutet.
Aimée, 8, von der Stiefmutter bedroht und misshandelt.
Fatou, 13, vor Frühehe geflohen.
Mamadou …,
Sylla …,
Issa …
In den Städten der Region Äußerster Norden, insbesondere in der Hauptstadt Maroua, schwankt die Zahl der Kinder, die auf der Straße leben, stark. Grund sind unter anderem die terroristischen Aktivitäten im Grenzgebiet zu Nigeria. Diese haben massive Fluchtbewegungen in die Städte ausgelöst, in deren Folge sich eine große Zahl an Kindern orientierungslos auf den Straßen wiederfindet. Auch fehlende Zukunftsperspektiven für Mädchen auf dem Land führen dazu, dass viele von ihnen bereits in jungen Jahren in die Städte abwandern, auf der Suche nach einem Auskommen im informellen Sektor. Hinzu kommen Kinder, die vor Gewalt und Misshandlung in ihren Familien fliehen, denn nach einer Trennung oder dem Tod der Eltern werden viele Kinder in ihren Stieffamilien vernachlässigt, diskriminiert oder gar schwer misshandelt.
Auf der Straße geraten die Kinder leicht mit dem Gesetz in Konflikt, in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse oder werden von Terrorgruppen zwangsrekrutiert.
Als Reaktion auf die anhaltende prekäre Sicherheitslage und um der Gefahr der Zwangsrekrutierung durch die Milizen entgegen zu wirken, sahen sich die Stadtverwaltungen genötigt, Aufenthaltsverbote für Kinder in den Straßen zu verhängen. Dies hat zur Folge, dass die ohnehin schon schwer gezeichneten Kinder sich meist in ihrer Not nicht anders zu helfen wissen, als sich der nächstbesten Person anzuvertrauen. Für viele von ihnen bedeutet das wiederum, harte Arbeit, Misshandlung und Ausbeutung gegen einen Platz zum Schlafen einzutauschen. (s. auch unten „Aus dem Alltag der Kinder auf der Straße“)
Seit der Gründung im Jahr 1998 setzt sich ALDEPA in der Region Äußerster Norden für die Förderung der Rechte von Kindern und Frauen ein. Die konkreten Maßnahmen mit sichtbar positiven Wirkungen haben ALDEPA auf nationaler und internationaler Ebene die Anerkennung als starke und leistungsfähige Organisation eingebracht. Die langjährige Erfahrung bei der Arbeit mit Kindern in Notsituationen hat gezeigt, dass - mit der richtigen Begleitung - die Wiedereingliederung der Kinder in die Großfamilie oder auch in eine Pflegefamilie in den meisten Fällen sehr positiv verläuft. Häufig nehmen diese Kinder danach sogar eine Vorbildfunktion für andere ein.
In Maroua gibt es keine funktionierende Kindesschutzeinrichtung, in der Kinder übergangsweise aufgenommen, stabilisiert, entsprechend ihrer Rechte betreut und auf eine nachhaltige Wiedereingliederung vorbereitet werden können.
Derzeit betreut ALDEPA die Kinder oft in Büroräumen und bietet ihnen eine Mahlzeit und eine Waschgelegenheit. Manche Mitarbeitende von ALDEPA nehmen Kinder für die Übernachtung mit zu sich nach Hause. Eine Einrichtung, die auf die Aufnahme und Begleitung von Kindern in Not ausgerichtet ist, wird für ALDEPAs Arbeit zunehmend unabdingbar.
Kinder in Notsituationen können im Kinderschutzzentrum von ALDEPA ihre Grundrechte auf Schutz, Obdach, psychosoziale Begleitung, gesundheitliche Versorgung, Ernährung, Bildung, Spiel und Sport wahrnehmen und erhalten Unterstützung bei ihrer familiären und schulischen bzw. (vor-)beruflichen Wiedereingliederung.
Im künftigen Kinderschutzzentrum von ALDEPA sollen Kinder (Mädchen und Jungen bis 16 Jahre), die auf sich alleingestellt sind und zumeist auf der Straße leben, Schutz und Förderung erfahren. Das sind insbesondere:
Das geplante Zentrum bietet Platz für bis zu 30 Kinder, die für eine Phase der Rehabilitierung und Stabilisierung aufgenommen werden. Es wird mit ca. 140 Kindern pro Jahr gerechnet.
Erdgeschoss
Außenanlage
Obergeschoss
Dach
Die Baumaßnahmen, die Aufteilung sowie die Ausgestaltung der Räume orientieren sich an kinderrechtsspezifischen Prinzipien. Dazu zählen u.a.
Gesamtkosten: 340.848 Euro
Unterstützer:
Wie schafft ihr es, täglich über die Runden zu kommen? Und was ist das Schwierigste am Leben auf der Straße? – Auf diese Fragen berichteten Kinder, die auf der Straße leben, wie sie mit kleinen Arbeiten täglich ein paar Cents verdienen: Einige Kinder waschen das Geschirr in Restaurants und essen die Reste, die die Gäste auf den Tellern lassen. Andere sammeln Metalle, hauptsächlich Aluminiumdosen, aber auch Flaschen, und verkaufen diese anschließend an einen Großhändler. Damit verdienen sie umgerechnet 50-60 Cent am Tag, die sie meist für Essen und Seife ausgeben. Ein Kind erzählte, wie es Fische auf dem Markt entschuppt und sich von den Eingeweiden der Fische ernährt, die nicht verkauft werden können. Viele der Kinder waschen sich abends im Fluss. Sie schlafen auf dem Friedhof oder vor einem Laden. Sie berichteten jedoch, dass sie bei der Wahl ihres Schlafplatzes sehr vorsichtig sein müssen. Denn nachts werden sie oft von älteren Kindern und Erwachsenen vertrieben, bestohlen oder vergewaltigt. Besonders schwierig ist es für sie, wenn sie Malaria haben. Ohne Obdach können sich die Kinder nicht gegen Mücken schützen. Eine medizinische Behandlung können sie sich nicht leisten.
Titelbild: Das Kinderschutzzentrum von ALDEPA im Bau. (c) ALDEPA.