In den ländlichen Regionen Malis besuchen viele Kinder keine Schule oder brechen sie nach den ersten 1-2 Jahren der Grundschule wieder ab. Ein Großteil der Bevölkerung
kann daher nicht lesen und schreiben. Ein wesentlicher Grund hierfür ist das viel zu geringe Einkommen der Dorfbevölkerung, das es Familien nicht erlaubt für den Schulbesuch, Hefte, Stifte etc.
aufzukommen. In den letzten Jahren konnte Kinderrechte Afrika e. V. gemeinsam
mit seinem malischen Partner GRADEM in den Regionen Ségou und Koulikoro die Gründung von Kooperativen in Dörfern anstoßen und sie in ihrer Entwicklung begleiten. In den Kooperativen unterstützen sich
die Familien gegenseitig, u. a. auch mit Starthilfen für eine Einkommen schaffende Tätigkeit (Gemüseanbau, Kleintierhaltung, Gewürzhandel etc.). Die Familien konnten sich so ein kleines Gewerbe
aufbauen und damit den Schulbesuch ihrer Kinder finanzieren. Über 6.500 Kinder mehr gehen nun in den 58 Projektdörfern regelmäßig zur Schule. Nun sollen in weiteren Dörfern Kooperativen aufgebaut und
begleitet werden, um darüber die selbstbestimmte Entwicklung in den ländlichen Regionen zu fördern.
Jedoch gibt es noch wesentliche Hürden, die Kindern und insbesondere Mädchen den Schulbesuch erschweren:
- Das Fehlen einer Geburtsurkunde hindert nach wie vor viele Kinder in ländlichen Regionen daran, einen Grundschulabschluss und darauf aufbauend eine
Sekundarschulbildung zu erlangen.
- Körperliche Züchtigungen sind an allen Schulen im Projektgebiet sowie in den Familien weit verbreitet. Ein Bewusstsein für eine gewaltfreie Erziehung gibt es selten.
Um den Zugang zu qualitativer Bildung zu fördern, braucht es daher umfangreiche Aufklärung und Sensibilisierung von Kindern, Eltern, lokalen Führungspersönlichkeiten, Lehrpersonal etc., vor allem zur
Einführung von alternativen Erziehungsmethoden.
- Oft werden die Rechte der Kinder falsch oder missverständlich vermittelt, weil das dafür notwendige Vokabular in den lokalen Sprachen fehlt.
- Das Klima Malis ist sehr trocken und die praktizierte Monokultur, der steigende Einsatz von Pestiziden und chemischem Dünger laugt die kargen Böden weiter aus, sodass
auf lange Sicht die Ernteerträge stark zurückgehen werden und damit die Versorgung der Familien, d. h. auch der Schulbesuch der Kinder, wieder gefährdet ist.
Kinder in den ländlichen Regionen Ségou, Kolikorou und Mopti erhalten Zugang zu qualitativer Bildung. D. h. konkret
- In den 86 Projektdörfern werden die Grundrechte von 13.600 Kindern, insbesondere Grundverständnis einer gewaltfreien Erziehung und das Recht auf Bildung, verstanden,
akzeptiert und die Bevölkerung initiiert gemeinsame Aktionen für ihre wirksame Umsetzung.
- Kinder erhalten über ihre Kooperativen Unterstützung bei der Ausstellung ihrer Geburtsurkunden und haben dadurch Zugang zu einer sekundären Schulbildung.
- Auf der Farm des Partners lernen Mädchen und Frauen des ländlichen Raums nachhaltige Anbaumethoden mit geringem Einsatz von Ressourcen (Dünger, Wasser…).
- Mit dem gestiegenen Einkommen können Familien ihren Kindern den Zugang zu Bildung ermöglichen.
Direkte Zielgruppe:
- ca. 13.600 Kinder (davon ca. 7.000 Mädchen) aus den 3 Projektregionen Ségou, Koulikoro, Mopti, darunter:
- 1.800 Grundschulkinder (davon ca. 1.000 Mädchen)
- 1.000 Kinder im Grundschulalter, die keine Schule besuchen (davon ca. 600 Mädchen)
- 1.000 Eltern-Kinder-Teams
Indirekte Zielgruppe (ca. 9.600) darunter:
- Bevölkerung von 86 Dörfern (davon 76 Dörfer, in denen die Entwicklung von Kooperativen begleitet wird sowie 10 Dörfer in der Region Mopti, die keine Kooperative
haben, aber an der Ausarbeitung und Verbreitung der Kinderrechte in lokalen Sprachen mitwirken)
- 175 kommunale staatliche Führungspersönlichkeiten
- 50 Medienvertreter(innen)
- 14 Vertreter(innen) der kommunalen Gemeindeverwaltungen
- 600 Absolvent(inn)en der Lehrerausbildung
- Jeweils 3 Vertreter(innen) der staatlichen pädagogischen Animationszentren und der staatlichen Dienste für ländliche Entwicklung
- 3 Alphabetisierungsexpert(inn)en und 6 traditionelle Kommunikator(inn)en
- Netzwerke der Kinder- und Frauenrechtsorganisationen in Bamako
Projektkosten: 555.500 Euro
Finanzierung:
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- Familie-Haas-Stiftung
- Kinderrechte Afrika e. V. (Spenden)
Titelbild: Auf einer Dorfversammlung kommen nun auch junge Mädchen zu Wort. Die Bildung von vorgenossenschaftlichen Vereinigungen im Projektgebiet hat dazu geführt, dass mehr und
mehr Initiativen von den Dorfbewohner(inne)n ausgehen, um die Schulbildung für alle Kinder zu ermöglichen und insbesondere auch Mädchen Zukunftschancen zu geben. © Horst Buchmann