gewaltfreie Schule Afrika
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Benin: Schulen frei von sexueller Gewalt

Projekttitel: Verbesserung des Kinderschutzes im Bereich „Prävention sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauchs“ im Department Ouémé in Benin


Projektregionen: Bonou, Adjohoun, Dangbo, Aguégués, Akpro-Missérété und Porto-Novo


Laufzeit: 01.01.2014 – 30.04.2017


Lokaler Projektpartner: CIPCRE Benin

Ausgangssituation

 

Unser Projektpartner CIPCRE Benin führte bereits 2008 eine Studie über den „Kinderhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung“ durch. Es wurden 252 minderjährige prostituierte Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren aus zwölf beninischen Regionen befragt. Die Studie ergab, dass ca. die Hälfte aller Befragten von ihren eigenen Eltern oder Verwandten an nationale bzw. internationale „Schleusernetze“ verkauft worden waren. Der Vermittlungsgewinn liegt bei ca. 56 € liegt, wovon 2% an das Mädchen gehen und 98% an die Vermittler. Die Folgekampagne unseres Partners 2009/2010 zeigte, dass es auch -abgesehen vom Kinderhandel - gehäuft zu sexuellem Missbrauch in Schulen und Ausbildungsstätten, in der Familie, auf Märkten und Baustellen, in Jugend- und Videoclubs sowie in Religionsgemeinschaften kommt.

 

Als Antwort auf diese Ergebnisse initiierten CIPCRE Bénin und Kinderrechte Afrika e. V. ein Präventivprojekt zum „Aufbau eines Kinderrechte schützenden Umfeldes zur Prävention sexueller Gewalt in der Region Ouéme“. Das Projekt lief zweieinhalb Jahre, zwischen Juli 2011 und Dezember 2013, wurde vom BMZ kofinanziert und zuletzt auch von „Brot für die Welt“ unterstützt. Nach zweijähriger Projektlaufzeit konnten in den vier am Projekt teilnehmenden Kommunen des Departements Ouémé wichtige Fortschritte bei der Bekämpfung des Phänomens erzielt werden. Trotzdem gibt es noch viele problematische Aspekte, welche die Nachhaltigkeit der erzielten Erfolge gefährden und sexuelle Gewalt an Kindern weiterhin begünstigen. Die wichtigsten Punkte sind:

  • Die Täter werden nur selten für ihre Taten strafrechtlich belangt und die Betreuung der Opfer ist nach wie vor unzureichend.
  • Kinder und Erwachsene werden durch die Sexualisierung in den Medien und im Alltag negativ beeinflusst.
  • Viele Kinder leben von ihren Eltern weit entfernt oder sogar „isoliert“, sodass die Kommunikation zwischen Eltern und Kind fehlt und die Eltern ihre Kinder kaum oder nicht begleiten können.

Unser aktuelles Folgeprojekt wird von unserem Partner CIPCRE-Benin in 6 beninischen Kommunen durchgeführt und soll den Kinderschutz vor Ort ausbauen, eine Abnahme von Missbrauchsfällen erwirken, Kinder und Jugendliche stärker am Aufbau eines Kinderrechte schützenden Umfeldes beteiligen und die Anzahl der Schülerinnen, die ihren Schulabschluss erreichen, erhöhen.

Projektziel

Das Projekt zielt darauf ab, Kinder, insbesondere Mädchen, im schulischen und außerschulischen Milieu im Department Ouémé, Benin, wirksamer und nachhaltiger vor sexueller Gewalt zu schützen. Sie sollen dazu befähigt werden, sich künftig selbst wirksamer gegen sexuelle Übergriffe zu schützen. Ihr Schutz soll zudem dadurch verbessert werden, dass Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft sich aktiv für einen nachhaltigen Kinderschutz einsetzen und alle hierfür notwendigen Entscheidungen treffen bzw. Schutzhandlungen durchzuführen.

Zielgruppen

  • 15.540 Kinder und Jugendliche
  • 6.120 Eltern und Sorgeberechtigte
  • 64 Mitglieder lokaler Kinderschutzkomitees und Vereine
  • 90 Kontaktpersonen von Glaubensgemeinschaften
  • 30 traditionelle Führungsautoritäten
  • 30 Verantwortliche von Videoclubs und Internetcafés
  • 20 Medienvertreter(innen)
  • 45 Verantwortliche staatlicher Behörden
  • 95 Kommunalbeamte
  • 60 Schulleiter(innen) und 140 Lehrkräfte
  • 30 verantwortliche Personen aus dem Telekommunikationsbereich (für die Einrichtung einer kostenlosen Hotline zur Seelsorge und als anonyme Möglichkeit, sexuellen Missbrauch anzuzeigen)

Maßnahmen

  • Sensibilisierung für Verantwortliche verschiedener Religions- und Glaubensgemeinschaften
  • Sensibilisierung für traditionelle Würdenträger aus allen 6 Kommunen
  • Sensibilisierung der Eltern über die schulischen Elternvertretungen
  • Schaffung von Plattformen zum Erfahrungsaustausch zwischen den Verantwortlichen von Videoclubs und Internetcafes sowie zwischen religiösen und traditionellen Würdeträgern
  • Sensibilisierung von Rundfunk-, Fernseh- und Pressevertretern
  • Erarbeitung und Umsetzung eines Mediaplans
  • Schulungen für 35 Beamte dezentraler Behörden auf kommunaler Ebene
  • Schulungen für 60 Kontaktpersonen von Glaubensgemeinschaften und Vereinen aus 6 Kommunen
  • Eine Schulung pro Jahr in jeder Kommune für 140 Lehrer aus 20 Schulen
  • Advocacy-Maßnahme: Zusammenkunft 15 Verantwortlicher staatlicher Behörden auf nationaler und regionaler Ebene (u.a. regionale Polizei-, Gesundheits-, Wirtschaftsdirektion; Direktion für Familie, Kindheit und Jugend; Direktion für Justizhilfe; Staatsanwaltschaft; Gerichte)
  • Einrichten einer kostenlosen Hotline (numéro vert) in den Interventionszonen
  • Plädoyer für die Institutionalisierung und Einführung eines Verhaltenskodex zur Bekämpfung sexueller Gewalt an Schulen in allen Bildungseinrichtungen in Benin
  • Fachliche und logistische Unterstützung der Schulen bei der Umsetzung ihrer Aktionspläne zum Schutz von Kindern
  • Jährlicher Informations- und Erfahrungsaustausch mit insgesamt 60 Schulleitern
  • Jährliche Schulungen (von 2 Tagen) für ausgewählte Kommunalvertreter der 6 Kommunen und Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Aktionspläne
  • Umsetzung der Entscheidungen, die auf der Tagung der Kommunalverbände im Oktober 2013 im Hinblick auf die Problematik der von den Eltern isoliert oder weit entfernt lebenden Kinder und Jugendlichen getroffen wurden
  • 8 Schulungen pro Jahr für jeweils 20 jugendliche Kontaktpersonen an Mittelschulen
  • Jährliche Schulungen für jeweils 20 jugendliche Kontaktpersonen aus dem außerschulischen Umfeld
  • Eine Schulung pro Jahr in jeder Kommune für jeweils 9 Personen der lokalen Kinderschutzkomitees
  • Unterstützung der Solidargemeinschaften von Schüler(innen) und Auszubildenden sowie der Initiativen von nicht eingeschulten und arbeitenden Kindern die von ihren Eltern weit entfernt oder isoliert leben
  • Erarbeitung und Herstellung von Informationsmaterialien
  • Interne Fortbildungen der Sozialarbeiter(innen) von CIPCRE-Bénin

Finanzierung

 

Projektkosten: 545.688 Euro

 

Finanzpartner:

  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Kinderrechte Afrika e.V. (Eigenmittel, d.h. Spenden)

Ein Mädchen berichtet

"Einer meiner Lehrer machte mir gegenüber ständig Annäherungsversuche, doch ich bin nicht darauf eingegangen. Dann schikanierte er mich. Während des Unterrichts wurde ich durch ihn vor meinen Klassenkameraden ständig bloßgestellt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und traute mich nicht, mich jemandem anzuvertrauen. Irgendwann gab ich schließlich vor lauter Verzweiflung nach. Daraufhin wurde ich immer schlechter in der Schule, kam immer sehr spät nach Hause. Meine Eltern waren deswegen sehr böse auf mich. Ich fasste dann Mut und sagte meinem Lehrer, dass mir unsere Beziehung nur Unglück bringt und habe sie beendet. Das Schuljahr musste ich wiederholen. Das Ganze ist mir nur passiert, weil ich nicht darüber sprechen konnte."

Titelbild: Schüler und Schülerinnen einer Sekundarschule in Benin begleiten mit viel Engagement die offizielle Aufstellung des Schildes „Hier gilt: Null Toleranz bei
sexuellem Missbrauch und Gewalt gegenüber Schülern und Schülerinnen“ an ihrer Einrichtung. Auf Initiative von Kinderrechte Afrika e. V. wurde an vielen Schulen in der Projektregion Ouémé in Benin von Schulleitung, Lehrpersonal, Schülern und Schülerinnen sowie deren Eltern zusammen jeweils ein Verhaltenskodex erarbeitet, um entschieden gegen bestehende Kinderrechtsverletzungen in ihren Einrichtungen
vorzugehen. Das beninische Schulministerium hat diese Initiative mittlerweile aufgegriffen und die Erstellung eines Verhaltenskodex für alle Bildungseinrichtungen
für verbindlich erklärt. © Elisabeth Munsch

Spendenkonto:

Sparkasse Offenburg/Ortenau

Kinderrechte Afrika e. V.

BIC: SOLADES1OFG

IBAN:

DE69 6645 0050 0076 0040 44

Kinderrechte Afrika e. V.

Schillerstraße 16

D-77933 Lahr

 

Tel.: 07821/38855

Fax: 07821/985755

info[at]kinderrechte-afrika.org

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