Projekttitel: Förderung der verantwortungsvollen Einbindung von Kindern und Jugendlichen bei der Schaffung eines gesellschaftlichen Umfelds des Friedens und der Stabilität
Projektregion: Äußerster Norden, Kamerun (Mora, Kousséri, Waza, Tokombéré, Mokolo, Koza, Maroua, Yagoua)
Lokaler Projektpartner: ALDEPA
Laufzeit: 01.01.2017 – 31.12.2020. Das Projekt konnte mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen werden. Aktuell gibt ALDEPA seine Erfahrungen im Rahmen eines Regionalprojekts an unsere Partner in Benin und Togo weiter.
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Gestärkte interkulturelle Verständigung in den Dörfern des Projektgebiets
Sechs Mädchen entkommen aus Gefangenschaft einer Terrorgruppe.
Bedingt durch die Anschläge der Terrormilizen aus Nigeria, ist die Situation im Norden Kameruns derzeit äußerst angespannt – mit direkten Auswirkungen auf die Kinder in der Region.
Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen des Staates sowie die wachsende Angst in der Bevölkerung bringen zudem das Sozialleben zum Erliegen und ziehen starke wirtschaftliche Einbußen nach sich. Verkaufsstände und Bars müssen aufgrund der Ausgangssperren früh schließen und der für die Region wichtige Handel mit den Nachbarländern Tschad und Nigeria ist stark eingebrochen. Die Menschen, die ohnehin wenig zum Leben haben, sind dadurch in ihrer Existenz bedroht – all das in der ärmsten Region Kameruns, wo Armut oft die Ursache diverser Kinderrechtsverletzungen ist. Dazu zählen u. a. Bildungsentzug, Frühehe, (sexuelle) Gewalt, Vernachlässigung, Kinderhandel und wirtschaftliche Ausbeutung.
Kinder auf den Straßen sind zudem ein leichtes Ziel für die Terrorgruppe, die die Kinder zwangsrekrutiert. Einige Kinder werden bereits in Nigeria von der Miliz entführt, nach Kamerun verschleppt und dort für Anschläge eingesetzt, bei denen die Kinder oft ums Leben kommen.
Insbesondere Mädchen und Frauen sehen sich zudem durch die Ausweitung der Terror-Aktivitäten zunehmend unterdrückt. Ihre Bildungschancen sind stark eingeschränkt und mit der auferlegten Verschleierung werden den Mädchen auch Möglichkeiten genommen, wie ihre Brüder und Kameraden spielen zu können.
Das Projekt zielt daher auf die Förderung eines Friedens- und Stabilisierungsprozesses mit einer starken Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Wichtig dabei ist eine Förderung des Dialogs und friedlicher Konfliktlösungsmechanismen. Einerseits sollen Kinder und Jugendliche aktiv ihre Gesellschaft mitgestalten können, andererseits, sollen Frustrationen und Missverständnisse abgebaut werden, die es der Terrorgruppe erleichtern, minderjährige für ihre Anschläge zu rekrutieren. Die Stärkung des Dialoges zwischen Männern und Frauen, Kindern und Erwachsenen, Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen und Herkunftsregionen soll zudem gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Gesellschaft fördern, um eine solide Grundlage für Friedensprozesse zu bilden.
Ziel des Projekts ist die verantwortungsvolle Einbindung von Kindern und Jugendlichen in das politische Geschehen, die Friedenskonsolidierung und die gesellschaftliche Entwicklung in Nordkamerun, insbesondere:
Direkte Zielgruppen:
Als Mittler:
Im Juli 2018 sprach unsere Projektverantwortliche mit einigen Akteuren vor Ort. Ein Mitglied des von ALDEPA initiierten interreligiösen Clubs berichtet:
„Für uns Muslime waren Christen Sklaven. Und so behandelten wir sie auch. Ihre Kinder durften nicht Fußball spielen, sondern sollten sich um das Material kümmern und die Trikots waschen. Es gab Prügeltage, an denen Christen verprügelt wurden. Donnerstags. Wir verweigerten es, ein Zimmer an einen Nicht-Muslimen zu vermieten.
All das gibt es in unserem Dorf nicht mehr. Seit einem Jahr führt unser interreligiöser Club Aktionen durch, um ein Verständnis zwischen den Religionen zu wecken. Wir spielen gemeinsam Fußball, auch Verprügelungen gibt es nicht mehr und meine Familie hat eine Wohnung an eine Christin vermietet.
Mit unserer Toleranz-Initiative haben wir viel riskiert, aber heute sehen wir, dass wir gewonnen haben.“
Eines der Mitglieder führte die Verprügelungen an. Er fügt hinzu:
„Ich habe drauf los geschlagen, wir wussten nicht einmal, wofür. Wir waren so erzogen worden. Wenn ich daran heute denke, schäme ich mich dafür, was ich getan habe. Um zwischen den Religionen ins Gespräch zu kommen, brauchte es viel Zeit. Und viel Geduld.“
Projektkosten: 718.505 Euro
Titelbild: Eine Jugendgruppe präsentiert ihren Aktionsplan. © ALDEPA