Kinder im Gefängnis; Togo
Kinder im Gefängnis; Togo
 

Togo: Kinder in Gefängnissen und Polizeigewahrsam

sowie Bekämpfung von schädlichen Praktiken,

Gewalt, Ausgrenzung und Kinderhandel

 

Projektregion: Zentralregion und Kara in Togo


Laufzeit: 01.10.2013 – 30.04.2017. Das Projekt ist abgeschlossen.


Lokaler Projektpartner: CREUSET-Togo

Kurzbeschreibung

Das Projekt förderte die Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, Opfer einer Straftat wurden, vernachlässigt oder besonders gefährdet sind. Diese Kinder erhielten Zugang zu Rechtsschutz und -beistand sowie anderen Diensten der Grundversorgung. Sie wurden bei ihrer sozialen, familiären, schulischen und beruflichen Wiedereingliederung unterstützt. Weitere Maßnahmen stärkten das Jugendgerichtssystem in Togo, indem staatliche Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Initiativen professionalisiert bzw. mobilisiert wurden. Dabei wurden außergerichtliche Streitschlichtung und Haftalternativen, Opferschutz sowie ein auf Resozialisierung und Rehabilitierung ausgerichteter Strafvollzug ausgebaut. Ein besonderer Fokus lag auf dem Schutz und der Rehabilitierung von Kindern, die als Hexen verfolgt werden.

 

France 24 berichtete am 11. Mai 2017 über die Situation von Kindern in Togo, denen Hexerei vorgeworfen wird und über das Engagement unseres Partners CREUSET zum Schutz der Kinder. Da das Thema heikel ist, begibt sich CREUSET dabei auch selbst in Gefahr.

Der Bericht ist auf Englisch und auf Französisch zu sehen.

Achtung, die Bilder und Aussagen darin können schockieren!

 

Zur Kampagne "Kinder sind keine Hexen!"

Ausgangssituation

 

Togo hat bereits im Jahr 2007 ein modernes Kinderschutzgesetz verabschiedet. Leider wurden die meisten der für die Umsetzung notwendigen Durchführungsverordnungen nicht erlassen. Nur sehr wenige Vertreter von Polizei, Justiz und Strafvollzug in den Projektregionen kennen zudem die neuen Vorschriften.

 

Leidtragende dieser Situation sind die Kinder und Jugendlichen, die das Gesetz eigentlich schützen sollte.

 

Kinder und Jugendliche in Togo werden in der Regel zusammen mit Erwachsenen inhaftiert. So sind sie den gewaltsamen und/oder sexuellen Übergriffen der erwachsenen Mithäftlinge meist hilflos ausgeliefert. Die Haftzellen sind häufig überfüllt, schlecht belüftet, haben kaum Tageslicht und verfügen selten über angemessene Sanitäranlagen. Ausreichende Verpflegung, medizinische Grundversorgung, psychosoziale Betreuung sowie Bildungs- und Freizeitangebote für die Kinder und Jugendlichen in Haft fehlen.

 

Unter Missachtung des Schutzes ihrer Identität sowie ohne Rechtsbeistand werden Minderjährige nach oft langen Wartezeiten in öffentlichen Verhandlungen zu unverhältnismäßig hohen Haftstrafen verurteilt. Die bestehenden Vorurteile in der Bevölkerung tragen schließlich dazu bei, dass die Kinder und Jugendlichen nach ihrer Haftentlassung im sozialen Leben nicht oder nur sehr schwer wieder Fuß fassen können.

 

Ähnlich prekär stellt sich auch die Situation der Kinder dar, die Opfer einer Straftat wurden, vernachlässigt oder gefährdet sind. In der Regel werden diese Kinder von der Polizei, bei der sie „stranden“, an staatliche Sozialdienste überstellt. Diese sind aufgrund fehlender Kompetenzen und Finanzmittel mit ihrer Betreuung, Rehabilitierung sowie sozialen Wiedereingliederung jedoch oft überfordert.

 

Darüber hinaus werden gewaltsame, oft sexuelle Übergriffe auf Kinder nur selten zur Anzeige gebracht. Die Täter bleiben meist unbehelligt oder es kommt zu einer einvernehmlichen Regelung zwischen den Familien des Opfers und des Täters, was die Rechte der Kinder missachtet und sie weiter traumatisiert.

Projektziele

 

Die Rechtssituation und die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, Opfer einer Straftat wurden, vernachlässigt oder gefährdet sind, haben sich in der Zentralregion sowie in der Region Kara in Togo verbessert.

D. h. konkret:

  • Kinder und Jugendliche, die in den Projektregionen mit dem Polizei-/Justizapparat in Kontakt kommen, treffen auf ein funktionelles Jugendgerichtssystem mit Personal, welches in Kinderrechten geschult ist und insbesondere die außergerichtliche Streitschlichtung, den Opferschutz sowie einen auf Resozialisierung und Rehabilitierung ausgerichteten Strafvollzug fördert.
  • Ihr Schutz hat sich in den Projektregionen durch das konkrete Engagement von Mitgliedern der Zivilgesellschaft verbessert.
  • 340 betroffene Kinder, haben Zugang zur Justiz sowie zu anderen Diensten der Grundversorgung. Sie werden bei ihrer sozialen, familiären, schulischen und beruflichen Wiedereingliederung unterstützt.

Zielgruppen

 

  • 340 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18 Jahren, davon: 180 Kinder und Jugendliche, die einer Straftat verdächtigt, beschuldigt oder überführt wurden, 110 Kinder, die Opfer einer Straftat wurden und 50 vernachlässigte und besonders gefährdete Kinder und Jugendliche.
  • 110 Staatsbeamte von Polizei, Justiz und Strafvollzug
  • 30 Mitglieder zivilgesellschaftlicher Beobachtungsstellen
  • 100 Mitglieder zivilgesellschaftlicher Initiativen und Gruppierungen
  • 40 Verantwortliche lokaler Märkte und privater Videoclubs
  • 30 Berufsausbilder(innen)

Projektmaßnahmen

 

  • Stabilisierung von Kindern und Jugendlichen im Auffangzentrum von CREUSET
  • Unterstützung der sozialen, familiären, schulischen und beruflichen Wiedereingliederung dieser Kinder und Jugendlichen
  • Stärkung der Kompetenzen von 110 Staatsbeamten in den Bereichen außergerichtliche Streitschlichtung und Opferschutz
  • Logistische Unterstützung der Gerichte, Polizei und Gendarmerie für eine zeitnahe und fristgerechte Bearbeitung der Akten von Kindern und Jugendlichen
  • Advocacy und Sensibilisierungsmaßnahmen auf politischer Ebene, um die Umsetzung nationaler Normen im Bereich des Jugendgerichtssystems voranzutreiben und auf die politische Agenda der zuständigen Politiker und Ministerien zu bringen
  • Zusammenarbeit mit lokalen Radiosendern um Vorurteile in der Bevölkerung gegenüber Kindern in Haft, Straßenkindern oder Opfern von Gewalt abzubauen
  • Stärkung der Kompetenzen der Mitglieder zivilgesellschaftlicher Initiativen und Gruppierungen in den Bereichen Kinder- und Jugendrecht
  • Erarbeitung lokaler Handlungsansätze zur Prävention sowie zum Umgang mit Jugendkriminalität und Gewalt an Kindern
  • Aufbau von 2 nichtstaatlichen Kinderrechtsbeobachtungsstellen in Kara und Kanté
  • Initiierung der Kampagne "Kinder sind keine Hexen"
  • Sensibilisierung und Mobilisierung von Verantwortlichen lokaler Märkte und privater Videoclubs für eine aktive Zusammenarbeit in den Bereichen Jugendkriminalität sowie Kinder- und Jugendschutz
  • Sensibilisierung und Mobilisierung von Berufsausbildern für eine aktive Mitwirkung an der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung von Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, Opfer einer Straftat wurden oder vernachlässigt odergefährdet sind.

Finanzierung

Projektkosten: 680.160 Euro

 

Finanzpartner:

  • Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ)
  • Sternstunden e. V.
  • CREUSET-Togo
  • Eigenmittel von Kinderrechte Afrika e. V., d. h. Spenden

Mahoumbas Geschichte

"Ich heisse Mahoumba (Name geändert), ich bin 11 Jahre alt. Mein Vater hat mir gesagt, dass meine Mutter nach Ghana verreist ist und dass sie mit vielen Geschenken zurückkommen wird. Ich habe lange gewartet. Sie ist nie gekommen.
Eines Tages hat mein Vater mir gesagt, dass ich bei einer Nachbarin bleiben muss, weil er nach Sokodé geht. Ich musste mit ihren anderen Kindern auf das Feld gehen. Aber ich konnte nicht so arbeiten wie sie. Die Nachbarin hat mit mir geschimpft und mich geschlagen. Manchmal hat sie mir nichts zu essen gegeben. Weil ich Hunger hatte, bin ich auf den Markt in einem Nachbarsdorf
gegangen. Ich habe heruntergefallenes Essen eingesammelt. Abends hat mich ein Mann zum Dorfchef gebracht. Der Chef hat gesagt, dass ich bei ihm bleiben darf, um die Schule zu besuchen. Ich war gut in der Schule. Nach ein paar Wochen hat mir der Chef gesagt, dass ich gehen muss. Er sagte, dass er kein Geld habe. Ich weinte, ich wusste nicht, wohin ich gehen soll.
Ich habe mich in die Stadt aufgemacht. Ich bin lange auf der großen Straße gelaufen, aber es war noch weit. Ich hatte sehr viel Angst, weil ich niemanden auf der Straße sah. In der Stadt habe ich einem Mann die Fotos von meinem Vater und meiner Mutter gezeigt.
Er hat mir den Weg zur Polizei gewiesen. Die haben bei CREUSET angerufen und dann ist einer von ihnen gekommen und hat mich mitgenommen. Sie haben eine Pflegefamilie für mich gefunden. Sie behandeln mich gut. Ich gehe wieder zur Schule und ich bin sehr glücklich."

Titelbild: Minderjährige in Polizeigewahrsam warten darauf, dass ihr Fall bearbeitet wird. Kinder haben ein Recht auf Rechtsbeistand. © CREUSET-Togo

Spendenkonto:

Sparkasse Offenburg/Ortenau

Kinderrechte Afrika e. V.

BIC: SOLADES1OFG

IBAN:

DE69 6645 0050 0076 0040 44

Kinderrechte Afrika e. V.

Schillerstraße 16

D-77933 Lahr

 

Tel.: 07821/38855

Fax: 07821/985755

info[at]kinderrechte-afrika.org

Druckversion | Sitemap
© 2016-23 Kinderrechte Afrika e. V. - Zukunft für Kinder in Not. Das Kopieren und/oder die Verwendung von Bildern sowie anderen Inhalten dieser Webseite ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung von Kinderrechte Afrika e. V. gestattet. La copie et/ou l'utilisation d'images et d'autres contenus de ce site web ne sont autorisées qu'avec le consentement explicite de Kinderrechte Afrika e. V. The copying and/or use of images and other contents of this website is only permitted with the explicit consent of Kinderrechte Afrika e. V.