Kamerun: Kinder in Gefängnissen und auf der Straße

 

Titel: Verbesserung der Jugendstrafgerichtsbarkeit und des Schutzes von gefährdeten Kindern und Opfern von Gewalt und sozialer Ausgrenzung in Kamerun.


Projektregion: Region äußerster Norden um die Städte Maroua und Mokolo


Laufzeit: 01.10.2012 – 31.03.2016


Lokaler Projektpartner: ALDEPA Kamerun

Ausgangssituation

Die Projektregion zählt zu den bevölkerungsreichsten Gegenden Kameruns und ist geprägt durch eine weit verbreitete Armut. Die Zahl der Kinder, die auf der Straße leben oder arbeiten, steigt stetig. Ein Grund hierfür ist, dass die Kinder von klein auf dazu angehalten werden, zum Einkommen der Familie beizutragen. So verbringen die meisten dieser Kinder den Großteil des Tages auf der Straße und versuchen, auf irgendeine Weise etwas Geld zu verdienen.

 

Aufgrund ihrer Überlebensstrategien auf der Straße geraten die Kinder schnell in die Gefahr der wirtschaftlichen und/oder sexuellen Ausbeutung sowie häufig ins Visier der Ordnungskräfte. Eine erhöhte Anzahl von Kindern endet in Polizeigewahrsam, obwohl kein konkreter Verdacht einer Straftat vorliegt. Zudem wird oft kein den Rechtsnormen entsprechendes Verfahren eingeleitet und die gesetzliche Höchstdauer der Untersuchungshaft weit überschritten.

 

Die Situation der Kinder in den Gefängnissen ist ebenso prekär. Alle Gefängnisse der Projektregion sind in einem katastrophalen Zustand und notorisch überbelegt. Separate Zellentrakte für minderjährige Inhaftierte gibt es in der Regel nicht. Dementsprechend hoch ist der Grad der Ausbeutung, des sexuellen Missbrauchs und der sonstigen Übergriffe auf Kinder durch erwachsene Inhaftierte. Die Essensversorgung ist für alle Insassen unzureichend und von sehr schlechter Qualität. Eine ausreichende medizinische Betreuung gibt es selten.

 

Kinder, die aus dem Polizeigewahrsam oder Gefängnis entlassen werden, sind zudem mit der nächsten, kulturell bedingten Notsituation konfrontiert: unabhängig von der Frage der Schuld gilt eine Inhaftierung in der Region als Schande für die Familie. Oft wird daher von der Familie der Kontakt zu den Kindern abgebrochen.

Schließlich werden Kinder, die Opfer von Missbrauch und Ausbeutung wurden, selten geschützt. Sie warten in der Regel vergeblich auf eine Strafverfolgung des Täters oder auf Beistand bei der Wahrnehmung ihrer Rechte.

 

Projektziele

 

Die Jugendstrafgerichtsbarkeit und der Schutz von gefährdeten Kindern und Opfern von Gewalt und sozialer Ausgrenzung in Maroua und Mokolo sind verbessert. D.h. konkret:

  • 155 Akteur(inn)e(n) der Jugendstrafgerichtsbarkeit und der Strafverfolgung haben ausreichende Kenntnisse und Know-how zum Kinderschutz und zur Beachtung der Kinderrechte in ihren Institutionen erworben und praktizieren einen rechtskonformen Umgang mit Kindern.
  • 500 Eltern und 262 Akteur(inn)e(n) der Zivilgesellschaft sind hinsichtlich des Schutzes von gefährdeten Kindern, von Kindern als Opfer einer Straftat und Kindern, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, geschult und setzen ihr Wissen wirksam und nachhaltig für die Rechte dieser Kinder ein.
  • 350 gefährdete Kinder, 700 Kinder, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten oder Opfer einer Straftat geworden sind und 45 Mütter, die sich mit ihren Kleinkindern im Gefängnis befinden, erhalten eine Aufklärung über ihre Rechte und Pflichten, eine medizinische, psychosoziale und pädagogische Betreuung sowie Rechtsbeistand und werden im Hinblick auf ihre soziale und schulische oder berufliche Wiedereingliederung vorbereitet und dann begleitet.

Zielgruppen

 

  • 700 Kinder, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten oder Opfer einer Straftat geworden sind
  • 45 Mütter mit ihren Kleinkindern im Gefängnis
  • 350 Kinder, die auf der Straße leben und/oder arbeiten
  • 500 Eltern
  • 155 Staatsangestellte (60 Strafvollzugsbeamte, 15 Sozialarbeiter(innen), 50 Polizeibeamte, 30 Richter(innen) und Beisitzer(innen))
  • 12 Journalist(inn)en und Radiomoderator(inn)en
  • 150 Dorfchefs, religiöse Autoritäten und meinungsführende Persönlichkeiten
  • 100 Freiwillige, die sich in lokalen Kinderschutzkomitees engagieren

 

Projektmaßnahmen

 

  • Schulungen für staatliche Akteur(inn)e(n) zur Anwendung von Kinderrechten in der Jugendstrafgerichtsbarkeit, der Strafverfolgung und des Opferschutzes
  • Erstellen einer Dokumentation zu internationalen Rechtsnormen und modellhaften Vorgehensweisen im Bereich der Jugendstrafgerichtsbarkeit sowie deren Verteilung an staatliche Akteur(inn)e(n)
  • Einrichtung eines separaten Traktes für Kinder und Jugendliche sowie eines Traktes für Mütter mit Kleinkindern innerhalb des Gefängnisses von Mokolo
  • Sicherung einer strikten Trennung von minderjährigen und erwachsenen Strafgefangenen im Gefängnis von Maroua
  • Plädoyer für eine den nationalen und internationalen Rechtsnormen entsprechende Behandlung, Beaufsichtigung und Förderung von Kindern in Gefängnissen sowie den Vorrang von Mediation und Täter-Opfer-Ausgleich
  • Befriedigung der Grundbedürfnisse inhaftierter Kinder und Mütter
  • Workshops mit Journalist(inn)en sowie traditionellen und religiösen Autoritäten über deren Rolle bei der Prävention von Jugenddelinquenz
  • Aufklärungskampagne in den Gemeinden der Projektregionen zum Schutz und zur Durchsetzung von Kinderrechten, zur Gefährdung von Kindern (insbesondere Mädchen), die auf der Straße leben oder arbeiten, und zur Möglichkeit der Mediation bei geringfügigen Straftaten
  • Bildung eines regionalen Netzwerks von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zur Durchsetzung von Kinderrechten
  • Schulung der Netzwerkmitglieder zum besseren Schutz und zur nachhaltigen Durchsetzung von Kinderrechten
  • Aufklärung der Kinder über ihre Rechte und Pflichten und Einrichtung von Anlauf- und Betreuungsstellen für Kinder, die auf der Straße leben oder arbeiten
  • Psychosoziale Betreuung der Kinder, Aufklärung, Grunderziehung und Stärkung des Selbstwertgefühls, der Werte sowie des Verantwortungsbewusstseins der Kinder über Selbsthilfegruppen und mit Hilfe von Kinderrechtsschutzkomitees
  • Rechtsbeistand für Kinder in Gefängnissen und Polizeigewahrsam
  • Unterstützung der Kinder bei der (Wieder-)Einschulung oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz sowie anschließende Begleitung
  • Schulung und Praxisanleitung inhaftierter Frauen im Hinblick auf Mutter-Kind-Gesundheit und -Fürsorge
  • Mobilisierung von ehrenamtlichem Engagement in den Gemeinden zur frühkindlichen Bildung und Entlastung inhaftierter Mütter bei der Erziehung ihrer Kinder.

Finanzierung

 

Projektkosten: 386.360 Euro
 

Finanzpartner:

  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Wilhelm Oberle Stiftung
  • Hungermarsch Schwetzingen
  • Kinderrechte Afrika e.V. (Eigenmittel, d.h. Spenden)

Titelbild: © Jacky Naegelen

Spendenkonto:

Sparkasse Offenburg/Ortenau

Kinderrechte Afrika e. V.

BIC: SOLADES1OFG

IBAN:

DE69 6645 0050 0076 0040 44

Kinderrechte Afrika e. V.

Schillerstraße 16

D-77933 Lahr

 

Tel.: 07821/38855

Fax: 07821/985755

info[at]kinderrechte-afrika.org

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