Region: Äußerster Norden Kameruns
Laufzeit: 01.05.2016 – 31.12.2019. Das Projekt ist abgeschlossen. Hier geht es zu den wichtigsten Projektergebnissen.
Lokaler Partner: ALDEPA
Die Projektregion gehört zu den ärmsten und bevölkerungsreichsten Gegenden Kameruns. Vor allem die großen Städte erfahren in den letzten Jahren einen starken Bevölkerungszuwachs, insbesondere von minderjährigen Personen. Zurückzuführen ist dies auf eine zunehmende Arbeitsmigration der Jugend vom Land, den Zustrom von Flüchtlingen und eine wachsende Anzahl oft bettelnder Koranschüler(innen).
Damit einher geht eine rasante Zunahme von auf der Straße lebenden und arbeitenden Kindern, die schutzlos den Gefahren der Straße ausgesetzt sind.
Die Kinder werden Opfer von Gewalt, wirtschaftlicher Ausbeutung oder Kinderhandel.
Und viele der Kinder finden sich aufgrund kleiner Diebstähle irgendwann in Polizeigewahrsam oder Gefängnissen wieder und sehen sich, vor allem in Kaélé, mit Haftbedingung konfrontiert, die ihre Menschen- und Kinderrechte grob missachten.
Wirksame staatliche und zivilgesellschaftliche Strukturen zum Schutz der Kinder und Ihrer Rechte fehlen meist noch oder sind unzureichend.
Unser Projekt trägt u. a. dazu bei, die Haftbedingungen zu verbessern und eine berufliche Wiedereingliederung zu ermöglichen.
In den Gefängnissen befinden sich auch Kleinkinder bei ihren inhaftierten Müttern, für die sich die Situation verbessern soll.
Kinder auf der Straße sind zudem ein leichtes Ziel für die Terrorgruppe Boko Haram, die die Kinder zwangsrekrutiert. Einige Kinder werden bereits in Nigeria von der Miliz entführt, nach Kamerun verschleppt und dort für Anschläge eingesetzt, bei denen die Kinder oft ums Leben kommen.
Mehr zur gewaltsamen Rekrutierung von Kindern für den Terrorismus.
Das Projekt trägt dazu bei, in der kamerunischen Region Äußerster Norden das System der Jugendgerichtsbarkeit zu stärken und den Kinderschutz wirksamer und nachhaltiger zu gestalten.
Projektkosten: ca. 662.200 Euro
Moussa (Name geändert) ist 16 Jahre alt. Seine Eltern sind früh verstorben. Er ist bei seinem Onkel aufgewachsen, der es gut mit ihm meint und zunächst für seine Grundbildung sorgt. Das ändert sich, als der Onkel stirbt. Die Tante kümmert sich nicht mehr um den Jungen, nimmt ihn von der Schule, gibt ihm kaum etwas zum Essen, bezichtigt ihn als Dieb. Die Tante bevorzugt die eigenen Kinder. Moussa muss viele Arbeiten übernehmen. Er fühlt sich ungerecht behandelt, ausgegrenzt. Jeder Tag wird ihm zur Qual. Moussa haut ab und lebt ein "freies" Leben auf der Straße.
Er erzählt: "Ich schlief auf dem Markt mit den anderen Jungs, die zu Hause drangsaliert und geschlagen wurden. Ich lernte Drogen kennen wie Tramol und Diazepam. Dadurch fühlte ich mich stark. Ich wurde richtig mutig und hatte auch keinen Hunger mehr. Um zu überleben, habe ich auf dem Markt die schweren Sachen der Händlerinnen getragen. Für jeden Transport erhielt ich etwas Geld. Die Drogen haben mich verrückt gemacht. Ich habe gestohlen und mich ständig mit den Leuten angelegt. Mindestens zwei bis drei Mal pro Tag, den Gott geschaffen hat, war ich in Prügeleien verwickelt.
Irgendwann haben mich die Leute von ALDEPA auf der Straße angesprochen. Sie haben mir viele Fragen gestellt und mir zugehört, was mit mir passiert ist. Sie haben sich wirklich für mich interessiert und mir Ratschläge gegeben. Das fand ich gut. Ich bin dann öfter zu ihnen ins Büro gegangen, um mit ihnen zu sprechen."
Moussa hat inzwischen Unterstützung erhalten, um einen Kleinhandel aufzubauen. Er erhielt finanzielle Hilfe für einen Holzstand und die Erstausstattung mit Waren, die er zum Verkauf anbietet: Seife, Zucker, Streichhölzer, Süßigkeiten. Moussa hat dabei seine Ernsthaftigkeit gezeigt, indem er selbst erst einmal 25.000 FCFA (38 Euro) ansparte. Moussa engagiert sich sehr für seinen Kleinhandel. Der Erfolg motiviert ihn. Es gelingt ihm, jeden Tag etwas zurückzulegen und sein Erspartes bei einer Vertrauensperson zu hinterlegen, inzwischen schon über 30.000 FCFA (45 Euro).
Titelbild: © Jacky Naegelen